I. Technik-Freud und -Frust
Moderne Technik ist für vielseitige Solopreneure & Multipreneure so etwas wie dereinst die Heinzelmännchen waren – überaus nützlich und mittlerweile unentbehrlich.
Doch manchmal könnte man vor lauter Technik-Frust und Technik-Stress in die Tischplatte beißen, oder?
Nachdem ich kürzlich selbst wieder eine längere Phase von Technik-Frust erlebt habe, stelle ich heute sieben Tipps vor, die garantiert helfen, Technik-Stress zu überwinden oder sogar von vornherein zu vermeiden.
Einiges hatte ich bereits vorher gewusst und vernachlässigt. Andere Erkenntnisse haben sich neu eingestellt.
Ich hoffe, sie helfen dir, deine Technik entspannter, gelassener und mit weniger Stress und Frust zu meistern.
II. Die wichtigsten Ursachen für Technik-Frust und Technik-Stress
- Auswahl der Technik und Tools: So viele Möglichkeiten – was ist das Richtige für mich?
- Einarbeitung in neue Technik und Tools: Im Demo-Video schien es ganz einfach. Weshalb brauche ich Stunden für das, was angeblich in 10 Minuten geht?
- Implementierung und Testen: Eine Überraschung nach der anderen (nicht alle erfreulich)
- Einzelne Komponenten zusammenfügen: Ein einzelnes Tool geht ja noch, aber wenn mehrere zusammenwirken sollen, dann steigt das Frust-Risiko exponentiell.
- Fehler, die es gar nicht geben kann: Technik ist nicht unfehlbar. Pannen gehören dazu. Doch was tun bei Fehlern, die gegen alle Gesetzmäßigkeiten zu verstoßen scheinen und eigentlich gar nicht vorkommen können – doch sie treten trotzdem auf?
- Updates und sonstige Neuerungen: Was vorher funktioniert hat, funktioniert plötzlich nicht mehr. Außerdem wird es mit zunehmender Zahl von Features immer schwieriger, sich noch zurechtzufinden. Das gilt verstärkt, wenn die Tutorials etc. des Anbieters nicht an die Neuerungen angepasst werden.
- Wechsel der Technik: Dreimal umziehen ist wie einmal abgebrannt – lässt sich auch auf Technik übertragen:-). Diesen Gedanken äußerte Martin Hahn kürzlich und ich fand ihn sehr überzeugend.
III. 7 Tipps gegen Technik-Frust, die garantiert helfen
Hier sind meine sieben wichtigsten Learnings im Umgang mit moderner Technik:
Tipp #1: Hinterfrage dein Vorhaben gründlichst
Neigst du zu dem, was ich gern Tool-Addiction nenne? Gemeint ist damit der unwiderstehliche Wunsch, jedes neue Tool sofort auszuprobieren.
Drei Stunden später fragst du dich, ob das wirklich eine gute Idee war.
Das gleiche kann bei größeren Vorhaben der Fall sein, die sich über Wochen hinziehen. Irgendwann stellt sich womöglich die Frage: Augen zu und durch? Oder das Ganze stoppen und sich mit den Verlusten an Zeit, Geld, Energie abfinden?
Viel an solchem Frust kannst du schon im Keim ersticken, wenn du dir die folgenden Fragen stellst:
- Was willst du mit dem neuen Tool erreichen? Wie trägt es zur Verwirklichung deiner Business-Ziele bei?
- Was kann es im Vergleich zu deinem bisherigen Tool?
- Wie wichtig sind diese Funktionen wirklich?
- Was kann dein bisheriges Tool, was das neue Tool nicht kann? Nicht zu unterschätzen, dieser Punkt. Vielleicht nutzt du noch gar nicht alle Möglichkeiten.
- Wie hoch schätzt du den Aufwand (Vorsicht: es dauert immer länger)? Stehen die erwarteten Vorteile in angemessenem Verhältnis dazu?
- Was wäre das Schlimmst, wenn du bei deinem bisherigen Tool bliebest?
- Was könntest du mit dem Aufwand an Zeit, Geld und Energie, den du für die Einarbeitung in dieses neue Tool brauchst, sonst für dein Business tun? Was hätte mehr positiven Impact für dein Business?
Diese Fragen sind nicht ganz bequem. Ganz besonders dann nicht, wenn das neue Tool so attraktiv und vielversprechend scheint.
Doch summiere einmal die Zeit, die du schon mit vielversprechenden Tools verbracht hast, ohne dass es dich wirklich weiter gebracht hat. Oder bin ich die Einzige, der es so geht?:-)
Tipp #2: Achte auf das richtige Timing
Selbst wenn es grundsätzlich Sinn macht, neue Technik einzusetzen, spielt das Timing eine entscheidende Rolle. Der Stress ist vorprogrammiert in Situationen wie diesen:
- zu viele neue Tools auf einmal (es sei denn, sie ergeben nur Sinn im Zusammenwirken mit anderen Tools)
- neue Tools kurz vor wichtigen Aktionen wie zum Beispiel dem Launch eines neuen Produktes oder Online-Kurses
- Einsatz von Automatisierung, bevor du die zugrunde liegenden Prozesse erst einmal ohne Automatisierung hinreichend getestet hast.
Stattdessen kannst- und solltest du – schrittweise vorgehen und gegebenenfalls erst einmal Übergangslösungen wählen, statt die vermeintlich perfekte Lösung anzusteuern und dann zu erleben, dass sich der Stress potenziert.
Tipp #3: Erwarte Verzögerungen und Probleme
Auch wenn du ein positiv denkender Mensch bist, heißt das nicht, dass du blauäugig handeln müsstest.
Je realistischer deine Vorstellungen sind bezüglich der Dauer deiner Projekte und möglicher Probleme in deren Verlauf, desto besser bist du gewappnet:
- weil du mental und emotional schon vorbereitet bist
- weil du Zeitpuffer einplanst
- weil nicht sofort an anderer Stelle etwas „anbrennt“, wenn in deinem Technik-Projekt etwas schief geht.
Tipp #4: Schaffe und bewahren dir ein positives Selbstbild
Es gibt Situationen in Zusammenhang mit Technik, wo man an sich selbst zweifeln könnte (oder es zuweilen auch tut:-)).
Tue das nicht. An sich selbst zu zweifeln, hilft nicht wirklich weiter.
Stattdessen:
- Mache dir klar, dass du in der Lage bist, etwas zu lernen, selbst wenn du es heute noch nicht beherrschst. Growth Mindset nennt die bekannte Psychologin Carol Dweck dieses Mindset. Es steht im Kontrast zu dem, was sie Fixed Mindset nennt, einer Haltung von „Ich bin, wie ich bin und kann mich nicht ändern.“ Ein Growth Mindset ist laut den Forschungen von Dweck eine unabdingbare Voraussetzung für langfristigen Erfolg.
- Identifiziere dich nicht mit temporären Fehlschlägen.
- Erlaube dir selbst, bei der Auswahl und Nutzung von technischen Tools deinen Präferenzen zu folgen, was zum Beispiel die Bedienbarkeit, die Nutzeroberfläche und anderes betrifft. Die Technik soll dir dienen. Je besser sie zu dir passt, desto einfacher ist das. Technik, die zu dir passt, hilft dir nicht nur in der Sache, sondern auch dabei, ein positives Selbstbild zu schaffen bzw. aufrechtzuerhalten. Und idealerweise macht es sogar Spaß, damit umzugehen:-).
Tipp #5: Setze Grenzen
Ja, es kann eine Art von Befriedigung schaffen, sich richtig hereinzuknien und nicht locker zu lassen, bis ein Problem gelöst ist.
Doch ist das immer die beste Verwendung deiner Zeit und Energie als Solopreneur oder KMU?
Wenn du im Vorfeld Grenzen setzt, vermeidest du, dich zu verbeißen. Sondern du behältst die Kontrolle. Das sind ein paar Möglichkeiten:
- Begrenze den Test eines neuen Tools vorab. Nach Ablauf der vorgesehenen Zeit kannst du immer noch entscheiden, den Test fortzuführen. Doch du vermeidest, dass plötzlich Stunden oder Tage vergangen sind und du dich fragst, wo die Zeit denn geblieben ist.
- Wenn du dir vorab klar machst, welche Faktoren für deine Entscheidung besonders wichtig sind, kannst du diese Faktoren ganz gezielt schon frühzeitig testen und gelangst so schnell zu mehr Entscheidungssicherheit.
- Machen regelmäßige Pausen. In ihrem Buch NeuroWisdom empfehlen Mark Robert Waldman und Chris Manning, dem Gehirn immer wieder zwischendurch kleine vergnügliche Erfahrungen zu gönnen. Eine Möglichkeit, die sie dazu nennen, ist ein so genanntes Pleasure Board. Das ist eine Auflistung von angenehmen Erfahrungen im Laufe des Lebens. Schon das Ansehen der Liste führt angeblich zu Veränderungen im Gehirn, so dass der Stress-Level sinkt und die Produktivität sich verbessert. Es zu testen, kann sicher nicht schaden:-).
- Mache dir immer wieder bewusst, worum es eigentlich geht. Man kann sich in einzelnen Technik-Problemen verlieren und irgendwann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Doch wenn du dir wieder in Erinnerung rufst, was du wirklich willst mit und in deinem Business, dann rücken sich die Proportionen wieder zurecht.
Tipp #6: Finde Unterstützung
Unterstützung kann in vielerlei Form kommen:
- Tutorials, Trainings, Online-Kurse
- Austausch mit anderen Anwendern
- Support-Service des jeweiligen Tools
- Done-for-You-Services
- Unterstützung durch Experten oder Virtuelle Assistenten bei einzelnen Schritten
- und mehr.
Sich Unterstützung zu verschaffen, spart Zeit. Und es entlastet mental und emotional. Du brauchst nicht das Gefühl zu haben, alles alleine schaffen zu müssen. Denn du musst tatsächlich nicht alles allein schaffen:-).
Tipp #7: Sei stolz auf dich selbst – ganz egal, wie die Situation ausgeht
Das mag so ähnlich klingen wie das positive Selbstbild. Doch es geht darüber hinaus und hat zu tun mit Wertschätzung sich selbst gegenüber für das, was du geleistet hast – ganz egal, wie die Situation ausgeht.
- Wenn du dein Projekt erfolgreich zu Ende geführt hast: Hut ab! Das ist eine großartige Leistung.
- Wenn du ein Tool getestet hast und dann nicht weiter machst: Gratulation! Du hast eine bewusste und fundierte Entscheidung getroffen. Und du hast unternehmerisch gehandelt, indem du eine Chance verfolgt und getestet hast. Jetzt hast du Klarheit.
- Wenn es dir beim besten Willen nicht gelingt, das Ganze ans Laufen zu bekommen: Glückwunsch zu deiner Hartnäckigkeit. Selbst wenn du das Projekt nicht weiter verfolgst, hast du einiges gelernt, was dir in künftigen Situationen hilft. Fokussiere dich darauf, statt dich schlecht zu fühlen ob des unerwünschten Verlaufs.
IV. Nochmals alle 7 Tipps im Überblick
- Tipp #1: Hinterfrage dein Vorhaben gründlichst
- Tipp #2: Achte auf das richtige Timing
- Tipp #3: Erwarte Verzögerungen und Probleme
- Tipp #4: Schaffe und bewahren dir ein positives Selbstbild
- Tipp #5: Setze Grenzen
- Tipp #6: Finde Unterstützung
- Tipp #7: Sei stolz auf dich selbst – ganz egal, wie die Situation ausgeht
Weitere Lesetipps:
- Wie du die Angst vor Technik überwindest und den Umgang mit Technik zur neuen Schlüsselkompetenz machst
- Mein Auswahlprozess, wenn es um technische Tools geht
V. Deine Erfahrungen mit Technik-Frust und Technik-Stress?
Ich bin sicher, dass du selbst schon einiges an Erfahrungen im Umgang mit Technik und Technik-Frust hast. Welche Herausforderungen kennst du? Was hilft dir am besten, damit umzugehen?
Solltest du zu der raren Spezies gehören, die immer und jederzeit souverän und entspannt mit Technik umgeht, dann sind deine Erfahrungen erst recht erwünscht:-).
VI. Deine nächsten Schritte
Letztlich sehe ich solche Projekte als vieldimensionale Projekte:
- Lösungen für konkrete Jobs, die die Technik erledigen soll
- Unterstützung des Business in der jeweiligen Phase, ob es um deine Positionierung geht oder dein Marketing, um die Erschaffung von Online-Kursen oder um verbesserte Möglichkeiten der Kundenbetreuung oder noch etwas anderes
- Neue Möglichkeiten für Selbsterkenntnis und persönliches Wachstum.
Von daher lohnt es sich, auch mehrdimensional damit umzugehen und alle Facetten auszuloten und zu nutzen. Vielleicht hilft dieser Artikel schon ein Stück weit dabei.
Ansonsten spielen technische Themen auch in der Zusammenarbeit mit meinen Klienten eine nicht unbeträchtliche Rolle. Gern unterstütze ich dich bei der Bestimmung deiner Strategie und deren Umsetzung einschließlich der Entscheidungen und des Umgangs mit technischen Themen. Nimm hier Kontakt auf für ein persönliches Gespräch.
Unabhängig davon lade ich dich herzlich ein, meinen kostenfreien Business Transformation Letter zu abonnieren, um keine weiteren Beiträge zu verpassen.
Der Artikel erschien erstmalig am 24.08.2018 im Monika Birkner Freedom Business Blog. Letztes Update 29.07.2021.